Die Boulevard-Zeitung „Krone“ empfiehlt als Schweissstopper bei steigenden Temperaturen Salbei – und bringt dabei einiges durcheinander.
Zitat:
„Ein anderes lästiges Problem, wenn die Temperaturen steigen, ist übermäßiges Schwitzen. Dagegen hilft etwa ein Kraut: Salbei – es ist ein sehr guter Schweißstopper. So funktioniert’s: Waschungen mit Salbeitee binden den Körpergeruch. Dafür einfach einen Waschlappen mit Tee befeuchten sowie Achselhöhlen, Brust und eventuell Leisten mehrfach sanft abwischen. Danach unbedingt an der Luft trocknen lassen. Eine ergänzende Unterstützung für den Säureschutzmantel der Haut ist es, wenn Sie den Salbeitee mit 1/4 l Apfelessig mischen.“
Quelle:
http://www.krone.at/Gesund-Fit/Erste_Hilfe_bei_Sonnenbrand_im_Fruehling-Einfache_Hausmittel-Story-402614
Kommentar & Ergänzung:
Salbei wird in der Phytotherapie tatsächlich empfohlen bei übermässigem Schwitzen. Dabei geht es aber um die innerliche Anwendung:
„Antihydrotische Wirkung: Salbeiinfus hemmt die dermale Wasserausscheidung bei gesunden Testpersonen bis zu 52 %. Die Wirkung setzt zwischen dem ersten und vierten Behandlungstag ein und läßt nach neun Tagen wieder nach. Auch eine durch Pilocarpin induzierte Schweißbildung wird rasch antagonisiert.“
Quelle: http://www.kup.at/db/phytokodex/datenblatt/Salbeiblatt.html
Zur Anwendung kommt Salbei z. B. gegen übermässiges Schwitzen als Nebenwirkung von Medikamenten und während der Wechseljahre.
Gegen Schwitzen infolge von steigenden Temperaturen wäre die innerliche Anwendung von Salbei unsinnig, weil das Schwitzen in diesem Fall zur Wärmeregulation sinnvoll ist.
Die „Kronen-Zeitung“ schreibt zwar vom Schweissstopper Salbei, empfiehlt dann aber nur eine Waschung mit Salbeitee. Das ist wohl sinnvoll: Waschen hilft gegen Körpergeruch. Und Salbeiwaschungen wirken möglicherweise auch noch desodorierend – aber nicht als Schweissstopper, denn dafür bräuchte es die innerliche Anwendung.
Eine typisch boulevardeske Übertreibung ist zudem die Aussage, dass Salbei ein „sehr guter Schweissstopper“ ist. Salbei scheint bei innerlicher Anwendung die Schweissbildung zu hemmen. Diese Wirkung ist im Ausmass und in der Dauer aber beschränkt. Das ist wohl auch besser so.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Heilpflanzenexkursionen in den Bergen / Kräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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